… als ich mit einem Arbeitskollegen telefoniere, wandert
mein Blick träumerisch aus dem Fenster. Regenwetter. Ich sehne den Feierabend herbei
und frage mich ob das geplante Seetraining heute gewitterfrei stattfinden wird…
*doch Torsten; ich höre Dir wirklich noch zu…*
Nach berufsalltäglicher Lebenszeit mache ich mich auf den
Heimweg, packe anschließend Neopren und Schwimmsachen ein. Auf gut Glück fahre
ich wieder los und hoffe nicht vergebens am Pfordter See zu warten. Am Zielort
angekommen betrachte ich die Regentropfen, welche beruhigend auf die
Windschutzscheibe prasseln. Die Baumgipfel wiegen sich im Wind und mich
gedankenverloren in Trance. Ich kehre zurück in die Realität als endlich ein
weiteres Fahrzeug das Gelände befährt.
Björn und Felix verlassen gut gelaunt das Auto mit den
Worten „Bei dem Wetter sind nur Bekloppte da“. Ich freue mich über die
Verlässlichkeit bekloppter Triathleten und genieße die Begegnungen. Vier weitere
Vereinskollegen treffen nach und nach ein. Man pellt sich in den wärmenden
Neoprenanzug und los geht’s ins kühle Nass.
Uns schwant nichts Gutes als wir eine Schar von Schwänen mit
Nachwuchs sichten. Wie erklärt man bloß solchen instinktgetriebenen, manchmal
auch angriffslustigen Gänsevögeln, dass man in friedlicher Absicht kommt? Wir
beschließen respektvolle Distanz zu wahren und bauen unsere Bojen mit sicherem Abstand
zum weißen Gefieder auf. Die eindrucksvolle Größe beim Aufbäumen der
Schönheiten veranlasst zur Achtsamkeit. Zur Verteidigung ihrer Brut würden die
Langhalsvögel wohl alles tun. Gegenseitige Wertschätzung ohne direkte
Konfrontation lautet die Devise.
Die Gefiederschar weist keinen schwarzen Trauerschwan auf. In
unserer Gruppe ist ebenso kein schwarzes Schaf vorzufinden.
Mit viel Spaß bei der Sache fluten wir spielerisch um die
Bojen.
Was Schwäne zu Schwänen und Triathleten zu Triathleten
macht, ist die einfache Theorie dass beide Wesensarten in ihrem Verhalten in
Teilbereichen Einzelgänger sind und Distanz zu ihren Lebensgenossen suchen. Wenn
die Lebensbedingungen verträglicher sind (Nahrung ausreichend vorhanden, keine
drohende Gefahr), suchen sie die Nähe in kleineren Kolonien.
Während der Schwan die Distanz in seinem Revier erbittert verteidigt,
so tobt sich der Triathlet auf den unterschiedlichen Strecken aus. Ob Sprint-,
Kurz-, Mittel- oder Langdistanz; für jeden Distanzler ist etwas dabei. An der
Streckenwahl ist zu erkennen in welchem Stadium sich das Distanzbedürfnis
befindet.
Im Wasser wird beim Pulkstart versucht die Mitschwimmer zu verkraulen,
auf dem Rad gilt das strenge Gebot großzügig Abstand zu halten. Das Laufen gleicht
einem Wegrennen. Nach stetem Annähern und Entfernen kann
dann anschließend die Verschmelzung im Ziel zelebriert werden.
Nach heutigem Schwanenwetter glaube ich trotz aller
Widersprüchlichkeiten des Lebens daran, dass wir alle früher oder später unser
Nest (…in welcher Form auch immer…) finden werden. Gleichermaßen „Das hässliche
Entlein“ als Fabeltier, welches aller Widrigkeiten zum Trotz zum stolzen Schwan
heranreift.
Mein lieber Schwan!
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